Tag des Denkmals im Zeichen der Revolution – Bericht in der RNZ
Hirschhorn weiht im Gedenken an den 1849 bei Rückzugsgefechten erschossenen Leutnant Wedekind neuen Gedenkstein ein . Hoher Besuch vom Land
Hirschhorn. (MD) Am „Tag des offenen Denkmals“ gibt’s in Hirschhorn ein ganz besonderes Ereignis: Der restaurierte Wedekindstein beim Schloss wird am Sonntag, 8. September nebst neuer Inschriftentafel eingeweiht. Veranstaltet wird das Ganze von der Stadt, den Freunden
der Hirschhorner Altstadt und dem Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum. Bürgermeister Oliver Berthold sowie die Vereinsvorsitzenden Reiner Lange und Aloisia Sauer stellten am Donnerstag im Rathaus das Programm vor und erläuterten die Hintergründe, die zur Aufstellung des Gedenksteins vor 150 Jahren geführt haben. Denn der Wedekindstein, zu dem man zu Fuß über den Aufstieg an der Klosterkirche findet, stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die badische
Revolution von 1848/49 dar. Dessen Restaurierung war eines der Projekte, die der Stadthistoriker Dr. Ulrich Spiegelberg „unbedingt noch realisiert“ haben wollte. Doch sein früher Tod im vergangenen August verhinderte dies. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die beiden Vereine und die Stadt in der Verantwortung. „Zwar waren der eigentliche Termin und die Jahrestage im Juni gewesen, doch aus organisatorischen und zeitlichen Gründen der Restaurierung, die ein Neckarsteinacher Steinmetz kompetent durchführte, war die Gedenkfeier
zu diesem Zeitpunkt nicht möglich“, erklärte Reiner Lange.
„Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten
die deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer
Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus den Segeln genommen. Der ,Traum von der Freiheit‘ und einem deutschen Staat war gescheitert“, steht auf der Hinweistafel zu lesen. In dieser Krisensituation sei es zur Revolution in der Pfalz und in Baden gekommen, heißt es weiter. „Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen
die Staaten des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens zu verteidigen hatte“. In dem Text wird auch anschaulich dargestellt, dass im Rahmen der militärischen Ereignisse längs der Neckar-Odenwald-Linie eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden
Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden war. Die badischen Revolutionäre erhielten Unterstützung durch Hanauer und Heilbronner Turner. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 142 starken Hanauer Turnerwehr besetzt. Zwei Tage später kam es zu einem Gefecht mit den Bundestruppen. Nach einem Vorposten mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg. in der sich die Hanauer verschanzt hatten. Der war allerdings erfolglos und wurde abgebrochen, die Hanauer Turner verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte
Eberbach zurück. Beim Gefecht wurde Ludwig Wedekind von eigenen Leuten irrtümlich erschossen. „Friendly Fire“ würde man heute sagen“, so Reiner Lange. Die Kameraden vergaßen
ihn aber nicht und setzten 20 Jahre später einen Gedenkstein, der feierlich eingeweiht wurde.
Der Hanauer Turner Wilhelm Kämmerer, der auch in Hirschhorn gekämpft hatte, hielt damals die Gedenkrede. Seine Schlussworte „Bleibt treu den Grundsätzen der Freiheit und Humanität“ seien heute noch genauso aktuell wie damals, unterstrichen Lange und Sauer.
Umfangreich ist das für den 8. September vorgesehene Programm.
Um 11 Uhr beginnt eine kostenlose Burgführung. Die Feierstunde mit
symbolischer Übergabe des restaurierten Gedenksteins mit Hinweistafel an das Land Hessen, das Eigentümer der Liegenschaft ist, fängt in Begleitung von Parlamentarischem Staatssekretär Dr. Michael Meister um 14 Uhr an. Gleich zwei Mal, um 15. 45 und um 16.45 Uhr referiert Verbundarchivar Dr. Rüdiger Lenz bei kostenlosem Eintritt zum Thema „Badische Revolution 1848/49 und Auswirkungen bis in die heutige Zeit“. Die katholische Kirchenmusik gibt um 17.30
Uhr ein Konzert im Schlosshof. Auch das Langbein-Museum ist Tag geöffnet.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 24/25.08.2019
Redakteur: Markus Deschner
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