Presse
Ältestes Revolutions-Denkmal wieder wie neu – Bericht in der RNZ
Gedenkstein für den 1849 gefallenen Leutnant Wedekind auf Schloss Hirschhorn ist restauriert – Prominente Gäste zur Feierstunde
Hirschhorn. „Gefallen auf Schloss Hirschhorn am 14. Juni 1849“ ist auf dem Gedenkstein zu lesen, den die Gefährten von Leutnant Ludwig Wedekind 20 Jahre nach dessen tragischem Tod errichten ließen. Wedekind, 1821 in Nauheim geboren und Mitglied der Turnerwehr in Hanau, kam während der Badischen Revolution mit seiner Kompanie nach Hirschhorn, um die Neckar-Odenwald-Linie gegen die anrückenden Preußen und die Bundestruppen von Beerfelden zu
verteidigen. Die Revolution von damals ist bekanntlich gescheitert, ‚Wedekind wurde versehentlich von den eigenen Leuten erschossen. Vermutlich, weil er einem Turmposten das Passwort nicht schnell genug nannte. Der über all die Jahre unleserlich gewordene und nun frisch restaurierte Gedenkstein im Schlossgarten gilt (abgesehen vom Hambacher Schloss) als ältestes
Denkmal der Badischen Revolution. Bei der Feierstunde, die am „Tag des offenen Denkmals“ witterungsbedingt im Saale stattfand, war deshalb auch Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, zu Gast. „Ich bin dankbar dafür, dass sich so viele Menschen mit der Heimatgeschichte befassen und auf diese Weise Dinge für die Nachwelt erhalten“, sagte er. Damit meinte er die „Freunde der Hirschhorner Altstadt“ unter Vorsitz von Reiner Lange und den „Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimat-museum“ mit Aloisia Sauer an der Spitze. An Lange überreichte er im Namen der hessischen Landesregierung einen 500-Euro-Scheck für die zukünftige Arbeit. Laut Meister hat sich in Hirschhorn das letzte Kapitel der Badischen Revolution abgespielt, deren Ziele später zum Kern des demokratischen Verfassungsstaats geworden seien. Angefangen beim Grundrechtekatalog, der 1849 in der Frankfurter Paulskirche entstand, über die Weimarer Verfassung von 1919 bis zum 1949 erarbeiteten Grundgesetz. Die Demokratie definierte der Staatssekretär als „wertgebunden und wehrhaft“, gab aber auch zu bedenken: „Wir leben in einer angespannten Zeit und nichts ist auf Dauer gesichert. “
Ähnlich äußerte sich Bürgermeister Oliver Berthold. Für ihn ist der Wedekind-Gedenkstein „ein Mahnmal der Geschichte“, das nun wieder ins rechte Licht gerückt wurde. Seinen Worten nach muss es den meisten Menschen Mitte des 19.Jahrhunderts schlimmer gegangen sein als im Mittelalter, weil sie oft in großer Armut lebten und ihren Arbeitgebern schutzlos ausgeliefert waren. Ein Nährboden für revolutionäre Gedanken und Taten!
Mit Rüdiger Arlt und dessen Bruder Dietrich waren bei der Feierstunde der Präsident der „Hanauer Turner“ und deren Archivar vertreten. Die „Turngemeinde“ gibt es schon seit 1837, und die Turner müssen nach Schilderung ihres heutigen Präsidenten in den Gründungsjahren
echte „Revoluzzer“ gewesen sein. Ludwig Wedekind soll mit Karl Marx in Kontakt gewesen und von diesem „zu radikal“ eingestuft worden sein. Zum Abschluss einer Ausführungen bedankte sich Rüdiger Arlt für das geschichtliche Interesse der Hirschhorner Vereine, die die
Verbindung nach Hanau halten. Thomas Platte, Direktor des Betriebs Bau und Immobilien Hessen nannte die Summen, die gerade in das Schloss Hirschhorn investiert werden: je eine Million Euro für die Renovierung außen und innen und etwa der gleiche Betrag, um die Zufahrtsstraße zu erneuern. „Jetzt finde ich den Stein“, verriet der stellvertretende Landrat Volker Buser in seinem Grußwort und war ansonsten froh, dass über die Geschichte schon alles gesagt
war. Mit einem Segensgebet von Pfarrer Joshy und seinem Amtskollegen Reinhold Hoffmann aus Rothenberg wäre die Feierstunde zu Ende gegangen, hätte das Publikum nicht noch gemeinsam die „Ode an die Freude“ angestimmt, an der Gitarre begleitet von Richard Köhler. Er hatte um 11 Uhr auch die kostenlose Burgführung übernommen, zu der immerhin an die 30 Gäste kamen. Gut besucht waren am Nachmittag auch die beiden Vorträge zur Badischen Revolution mit Archivar Dr. Rüdiger Lenz.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 11.09.2019
Redakteurin: Karin Katzenberger-Ruf
Kampf für Freiheit und Demokratie – Erinnerung an das Revolutionsjahr 1849 – Bericht im Eberbach-Channel
(hr) Am heutigen “Tag des offenen Denkmals” wurde auf Schloss Hirschhorn ein restaurierter Gedenkstein der Öffentlichkeit übergeben, der an ein Gefecht im Revolutionsjahr 1849 erinnert.
Der Gedenkstein stammt aus dem Jahr 1869 und wurde damals im Gedenken an das letzte Gefecht zwischen Bundestruppen und der Hanauer Turnerwehr während der Badischen Revolution 1848/1849 und speziell an den damals irrtümlich aus den eigenen Reihen erschossenen Leutnant Ludwig Wedekind aufgestellt. Die Hanauer Turner waren dem Hilferuf der Revolutionäre gefolgt und besetzten Hirschhorn, das an der Verteidigungslinie gegen Preußen und Bundestruppen einen strategisch wichtigen Punkt (Neckarübergang) darstellte, am 13. Juni 1849 mit 142 Mann. Am 14. Juni kam es zu dem Zwischenfall, bei dem Ludwig Wedekind von einem eigenen Wachposten versehentlich erschossen wurde. Am 15. Juni wurden die Turner auf Schloss Hirschhorn von den rund 2.000 Mann starken hessisch-bayerischen Bundestruppen angegriffen. Der Angriff scheiterte jedoch, und nach dem Rückzug der Hessen und Bayern verließen die Hanauer Turner, die keine weiteren Opfer zu beklagen hatten, am 16. Juni Hirschhorn und zogen nach Eberbach.
Die Restaurierung des Steins war eine Gemeinschaftsleistung Hirschhorns mit dem Land Hessen und mit Unterstützung der Sparkassenstiftung. Sie war noch durch den im August 2018 verstorbenen Hirschhorner Hobby-Historiker Dr. Ulrich Spiegelberg angestoßen worden.
Bürgermeister Oliver Berthold spannte in seiner Begrüßung (Bild Mitte) einen Bogen vom Einsatz der damaligen Revolutionärer für Demokratie und Freiheit zu den heutigen populistischen Strömungen in Politik und Gesellschaft, deren nach einfachen Lösungen klingenden Parolen und Phrasen immer wieder hinterfragt werden müssten.
Der Parlamentarische Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister überreichte eine Geldgabe des Landes Hessen in Höhe von 500 Euro an den Vorsitzenden des Vereins “Freunde der Hirschhorner Altstadt”, Reiner Lange (Bild oben rechts). Meister betonte, dass der damalige Kampf für Freiheit und Demokratie ein wichtiger Markstein auf dem Weg Deutschlands zur heutigen demokratischen Nation gewesen sei, und dass die von der Nationalversammlung damals ausgearbeitete Verfassung den späteren Verfassungen von 1919 und 1949 als fortschrittliches Vorbild gedient habe.
Grußworte hielten unter anderem auch Dr. Rüdiger Arlt, heutiger Präsident der Hanauer Turner, und Thomas Platte, Direktor des hessischen Landesbetriebs Bau und Immobilien, der aktuell rund 3 Millionen Euro in die Sanierung des Hirschhorner Schlosses investiere.
Im Anschluss an den kirchlichen Segen wurde gemeinsam die Europahymne (Beethovens “Ode an die Freude”) gesungen, begleitet von Richard Köhler an der Gitarre (Bild rechts unten).
Eingeladen zu der Feier, die aufgrund des regnerischen Wetters im Seminarraum unter der Schlossterrasse stattfand, hatten die Stadt Hirschhorn, die “Freunde der Hirschhorner Altstadt” und der “Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum”.
Dr. Rüdiger Lenz, Archivar der Stadt Eberbach und Beauftragter des Archivverbunds Neckartal/Odenwald, hielt einen Vortrag über die “Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit”.
Quelle: Eberbach-Channel
Datum: 08.09.2019
Redakteur: Hubert Richter
Der restaurierte Wedekindstein erinnert an die Badische Revolution 1848/49 – Bericht in den Neckartal-Nachrichten
Die hessische Neckarstadt spielte eine bedeutende Rolle in der Badischen Revolution. Eines der letzten Kapitel der Ereignisse 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. Hanauer Turner und Bundestruppen lieferten sich rund ums Schloss Mitte Juni 1849 ein Gefecht. Unglücksrabe war Ludwig Wedekind: Der fiel „Friendly Fire“ zum Opfer, nachdem er wohl nicht schnell genug das Passwort wusste und von den eigenen Leuten erschossen wurde. Ihm zu Ehren wurde 1869 ein Gedenkstein errichtet, den man jetzt, 150 Jahre später, frisch restauriert einweihte.
Mit diesem „Wedekindstein“, am Aufgang vom Kloster kommend aufgestellt, hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Er stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die Badische Revolution dar. Entsprechend prominent besetzt war die Riege der Laudatoren, allen voran der CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Michael Meister. Begrüßt und ins Thema eingeführt hatte Bürgermeister Oliver Berthold.
Es war an diesem Nachmittag viel von Freiheit und der wehrhaften Demokratie die Rede, „die man sich jeden Tag neu erarbeiten muss“ (Meister). Heutzutage müsse man wieder lernen, dass beides nicht auf ewig gesichert sei, sagte er mit Blick auf aufflammende braune Umtriebe. Der MdB zeigte die Parallelen des 1949 verabschiedeten Grundgesetzes mit der Paulskirchen-Verfassung von 1849 auf. Deutschland sei, betonte er, „aufgrund seiner Verfassung in einer guten Verfassung“.
Für die mit organisierenden Hirschhorner Altstadtfreunde gab’s 500 Euro vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, überreicht von Meister an den Vorsitzenden Reiner Lange. Sie hatten gemeinsam mit der Stadt sowie dem Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum im Gedenken an den im vergangenen Jahr verstorbenen Hirschhorner Stadthistoriker Ulrich Spiegelberg das Projekt zu Ende geführt.
Von den Hanauer Turnern waren Archivar Dietrich Arlt und Präsident Rüdiger Arlt vor Ort. Letzterer ließ die Geschichte des 1837 gegründeten „altrechtlichen Vereins“ (a.V.) humorvoll Revue passieren. Neben Christian Lautenschläger war August Schärttner einer der Gründer. Der, so Arlt, „war kein Sportler, sondern Revoluzzer“. Es wird kolportiert, dass Schärttner sogar seinem Weggefährten Karl Marx zu radikal war.
Als Anfang Juni 1849 der Hilferuf von den badischen Freunden kam, zogen in Hanau 300 Kampfeswillige los. Arlt ging auch auf den Pechvogel Wedekind, einen Goldschmied, ein. Er war der zweite Turner, der damals außerhalb des Schlachtfeldes fiel. Nach der Kapitulation flohen viele Hanauer über die Schweizer Grenze. Wer blieb, kam lange Jahre ins Zuchthaus. Auch Arlt fand mahnende Worte: „Viele von denen, die er heute aufwachsen, wissen es nicht mehr wertzuschätzen, wie gut es uns geht.“ Die damalige Aktion bezeichnete er als Grundstein der Demokratie.
Volker Buser würdigte als Vertreter von Landrat Christian Engelhardt das Wirken Spiegelbergs für die Stadt. Die Wiedereinweihung bezeichnete er als großem Moment für Hirschhorn und den Kreis. Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebes Bau und Immobilien, ging kurz auf die laufenden Maßnahmen rund ums und im Schloss ein, die zusammen etwa drei Millionen Euro kosten. Auch in heutigen Zeit, bedauerte er, „wird so mancher von hinten erschossen“. Dieses Mal durch die sozialen Medien: durch solche, von denen es man nicht vermute.
Pfarrer Joshy und sein evangelischer Amtskollege Reinhold Hoffmann sprachen den Segen. Hoffmann hatte ebenfalls mahnende Worte parat. Er wies, auch wenn es vielleicht komisch klinge, auf das Misstrauen als Grundbestandteil der Demokratie hin. Angesichts vieler „Fake News“ der heutigen Zeit forderte er dazu auf, immer zu hinterfragen und nichts als gegeben hinzunehmen. Für die musikalische Umrahmung sorgte Richard Köhler. Archivar Dr. Rüdiger Lenz sprach später zum Thema „Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkungen bis in die heutige Zeit“.
Die Badische Revolution rund um Hirschhorn
Längs der Neckar-Odenwald-Linie war eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden. Die Hanauer Turnerwehr, verstärkt durch Heilbronner Turner, war dem Hilferuf der badischen Revolutionäre gefolgt. Das strategisch wichtige Hirschhorn wurde am 13. Juni 1849 besetzt. Der „Traum von der Freiheit“ und einem Deutschen Staat scheiterte später an den deutschen Fürsten.
Am Abend des 15. Juni kam es zum Gefecht zwischen mit den von Beerfelden herangerückten Bundestruppen – kurhessische Infanterie und bayerische Jäger, verstärkt durch zwei mecklenburgische Geschütze, insgesamt etwa 2000 Mann. Nach einem Vorpostengefecht mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg, in der sich die Hanauer verschanzt hatten.
Hilfe wurde den Turnern zuteil durch Freischärler, die von Heddesbach aus herangerückt waren und die Bundestruppen im Rücken angriffen. Nach erfolglosem Sturm auf die Burg entschloss sich Oberst Weiss als Kommandeur der hessisch-bayerischen Truppen zum Rückzug, da er seine Stellung ungeschützt vorfand und umfangreiche Verbände von Freischärlern in der näheren Umgebung vermutete. Die Hanauer Turner wiederum verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte Eberbach zurück.
Das Gefecht von Hirschhorn blieb im Rahmen der Revolutionsereignisse eine Episode. Als Achtungserfolg fand es jedoch große Beachtung. 20 Jahre später bekam Wedekind von seinen ehemaligen Kampfgefährten im Rahmen einer Gedenkfeier einen Grabstein gesetzt. Die Gedenkrede hielt der Hanauer Wilhelm Kämmerer als einer derjenigen, die in Hirschhorn gekämpft hatten. Er war erst 1860 wieder aus der Haft freigekommen.
Quelle: Neckartal-Nachrichten
Datum: 10.09.2019
Redakteur: Thomas Wilken
Vorankündigung – Tag des Denkmals 2019 am Sonntag 8. September 2019 – Bericht im Stadtanzeiger
In diesem Jahr beteiligen sich die Freunde der Hirschhorner Altstadt e.V. zusammen mit der Stadt Hirschhorn (Neckar) und dem Freundeskeis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum e.V. an diesem bundesweiten Aktionstag.
Die Restaurierung des Wedekindsteins im inneren des Hirschhorner Schlosses war ein großer Wunsch von Dr. Ulrich Spiegelberg. Leider ist Dr. Spiegelberg im letzten Jahr plötzlich und unerwartet verstorben. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die beiden Vereine und die Stadt in der Verantwortung, dieses Projekt zeitnah zu realisieren.
Ist doch der Gedenkstein neben dem Hambacher Schloss das einzig bauliche Denkmal, das an die badische Revolution erinnert.
Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde nämlich in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten die Deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus dem Segel genommen. Der „Traum von der Freiheit“ und einem Deutschen Staat war gescheitert.
In dieser Krisensituation kam es zur Revolution in der Pfalz und Baden. Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen die Staaten des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens zu verteidigen hatten. Im Rahmen der militärischen Ereignisse war längs der Neckar-Odenwald-Linie eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden. Die Hanauer Turnerwehr, verstärkt durch Heilbronner Turner, war dem Hilferuf der badischen Revolutionäre gefolgt. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 1. Kompagnie der Hanauer Turnerwehr, 142 Mann stark, besetzt.
Am Abend des 15. Juni kam es zum Gefecht zwischen der Turnerwehr und den von Beerfelden herangerückten Bundestruppen – kurhessische Infanterie und bayerische Jäger verstärkt durch zwei mecklenburgische Geschütze, insgesamt etwa in einer Stärke von 2.000 Mann. Nach einem Vorpostengefecht mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg, in der sich die Hanauer verschanzt hatten.
Die Hanauer Turner verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte Eberbach zurück. Das Gefecht von Hirschhorn blieb im Rahmen der Revolutionsereignisse eine Episode. Der unglückliche Ausgang der Revolution, der für viele Tod, Haft, Flucht und Emigration bedeutete, ließ sich nicht verhindern.
20 Jahre später bekam der irrtümlich erschossene Ludwig Wedekind von seinen ehemaligen Kampfgefährten im Rahmen einer Gedenkfeier einen Grabstein gesetzt. Aus der Erinnerung an die Junitage 1849 entstand bei den Hanauer Turnern der Wunsch, das Grab des gefallenen Kampfgefährten zu identifizieren und ihm einen Gedenkstein zu errichten. Die Gedenkrede hielt der Hanauer Wilhelm Kämmerer als einer derjenigen, die in Hirschhorn gekämpft hatten. Er war erst 1860 wieder aus der Haft freigekommen.
Gestaltung und Ausmaß des Wedekind-Steines, der heute restauriert auf dem Schloss Hirschhorn aufgestellt ist, lassen klar erkennen, dass hier nicht nur an einen Grabstein und eine nachgeholte Beerdigungsfeier gedacht war. Der Ablauf der damals abgehaltenen Gedenkfeier bestätigte auch deren politischen Charakter, mit dem die Teilnehmer durchaus eine Gefängnisstrafe riskierten.
So haben wir mit der Restaurierung somit zwei Jahrestage zu begehen. 170 Jahre badische Revolution für Einigkeit, Recht, Freiheit und Demokratie und 150 Jahre Errichtung des Gedenkstein für den Leutnant Wedekind.
Alle drei Veranstalter würden sich freien, möglichst viele Hirschhorner Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag auf dem Schloss begrüßen zu dürfen. Folgendes Programm erwartet alle interessierten Gäste:
11 Uhr: Burgführung – Treffpunkt im Schlosshof (Eintritt frei)
14 Uhr: Feierstunde mit symbolischer Übergabe des restaurierten Wedekindstein und Hinweistafel an das Land Hessen, begleitet durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und Mitglied des Deutschen Bundestags, Dr. Michael Meister.
15:45 Uhr: Vortrag Dr. Rüdiger Lenz, Archivar der Stadt Eberbach und Beauftragter des Archivverbundes Neckartal/Odenwald: Thema „Badische Revolution 1848/1849 “ und Auswirkung bis in die heutige Zeit. Dauer ca. 1/2 Stunde im Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse – Eintritt frei.
16:45 Uhr: Wiederholung Vortrag Dr. Rüdiger Lenz
17:30 Uhr: Konzert der Katholischen Kirchenmusik KKM im Schlosshof, Eintritt frei
Ab 11 Uhr Bewirtung am Food-Truck durch Peppe und seinem Team.
Hinweis: Bei schlechtem Wetter findet die Feierstunde im Seminarraum unterhalb der Terrasse statt.
Quelle: Stadtanzeiger Hirschhorn
Datum: 30.08.2019
Bedeutendes Zeugnis deutscher Demokratiegeschichte: Übergabe des restaurierten Wedekindsteins in Hirschhorn am 8. September – Bericht in den Neckartal-Nachrichten
Mit dem Wedekindstein am Hirschhorner Schloss hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Er stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die Badische Revolution von 1848/49 dar. Dabei ist der Hintergrund seiner Errichtung 1869 eher tragisch: Ludwig Wedekind wurde 20 Jahre zuvor von den eigenen Leuten erschossen. Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 8. September, wird das restaurierte Zeitzeugnis ans Land Hessen als Eigentümer des Schlosses übergeben.
Die Restaurierung des Wedekindsteins war eines der Projekte, die der Hirschhorner Stadthistoriker Dr. Ulrich Spiegelberg unbedingt noch realisiert haben wollte. Leider verhinderte sein früher Tod im August vergangenen Jahres die Umsetzung dieses Projektes durch seine Federführung. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die Stadt Hirschhorn und die beiden Vereine Freunde der Hirschhorner Altstadt sowie Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum in der Verantwortung, das Projekt abzuschließen.
Zwar waren der eigentliche Termin und die damit verbundenen Jahrestage (170 Jahre Badische Revolution und dem Gefecht um Hirschhorn und 150 Jahre Errichtung des Gedenksteins durch die Hanauer Turnerwehr) im Juni, doch aus organisatorischen und zeitlichen Gründen
war die Gedenkfeier zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Der „Tag des offenen Denkmals“ ist im Hirschhorner Veranstaltungskalender eine feste Größe und für die Feierstunde der geeignete Termin.
Denn: Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten die Deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus dem Segel genommen. Der „Traum von der Freiheit“ und einem Deutschen Staat war gescheitert.
So kam es zur Revolution in der Pfalz und in Baden. Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen den Deutschen Bund unter der Führung Preußens zu verteidigen hatte. Längs der Neckar-Odenwald-Linie war eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden. Die Hanauer Turnerwehr, verstärkt durch Heilbronner Turner, war dem Hilferuf der badischen Revolutionäre gefolgt. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 1. Kompagnie, 142 Mann stark, besetzt.
Am Abend des 15. Juni kam es zum Gefecht zwischen mit den von Beerfelden herangerückten Bundestruppen – kurhessische Infanterie und bayerische Jäger, verstärkt durch zwei mecklenburgische Geschütze, insgesamt etwa 2000 Mann. Nach einem Vorpostengefecht mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg, in der sich die Hanauer verschanzt hatten. In diesen Wirren wurde irrtümlich Ludwig Wedekind von den eigenen Leuten erschossen. Heute würde man es „Friendly Fire“ nennen.
Hilfe wurde den Turnern zuteil durch Freischärler, die von Heddesbach aus herangerückt waren und die Bundestruppen im Rücken angriffen. Nach erfolglosem Sturm auf die Burg entschloss sich Oberst Weiss als Kommandeur der hessisch-bayerischen Truppen zum Rückzug, da er seine Stellung ungeschützt vorfand und umfangreiche Verbände von Freischärlern in der näheren Umgebung vermutete. Die Hanauer Turner wiederum verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte Eberbach zurück.
Das Gefecht von Hirschhorn blieb im Rahmen der Revolutionsereignisse
eine Episode. Als Achtungserfolg fand es jedoch große Beachtung. 20 Jahre später bekam Wedekind von seinen ehemaligen Kampfgefährten im Rahmen einer Gedenkfeier einen Grabstein gesetzt. Die Gedenkrede hielt der Hanauer Wilhelm Kämmerer als einer derjenigen, die in Hirschhorn gekämpft hatten. Er war erst 1860 wieder aus der Haft freigekommen. Kämmerer erinnerte an die Kampftage, an die Zeit nach dem Scheitern der Revolution mit Jahren von Haft und Verbannung, und an die Gefährten, die in der Emigration gestorben waren.
Gestaltung und Ausmaß des Wedekind-Steines lassen erkennen, dass hier nicht nur an einen Grabstein und eine nachgeholte Beerdigungsfeier gedacht war. Der Ablauf der damaligen Gedenkfeier bestätigte auch deren politischen Charakter, mit dem die Teilnehmer durchaus eine Gefängnisstrafe riskierten.
So traten in Hirschhorn die Hanauer Turner auch 1869 zum zweiten Mal mutig für ihre freiheitlichen und demokratischen Ideale ein. Der Gedenkstein ist als ältestes Denkmal zur Badischen Revolution ein bedeutendes Zeugnis deutscher Demokratiegeschichte. Die Schlussworte von Kämmerer, „bleibt treu den Grundsätzen der Freiheit und Humanität“, sind heute noch genauso aktuell damals.
Programm am Tag des offenen Denkmals, 8. September:
11 Uhr: Burgführung, Treffpunkt im Schlosshof (Eintritt frei). Start der Bewirtung am Food-Truck durch Pepe und sein Team.
14 Uhr: Feierstunde mit symbolischer Übergabe des restaurierten Wedekindsteins und der Hinweistafel an das Land Hessen, begleitet durch den Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Michael Meister (CDU)
15.45/16.45 Uhr: Vortrag Archivar Dr. Rüdiger Lenz zum Thema „Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit“ (Dauer etwa eine halbe Stunde im Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse, Eintritt frei).
17.30 Uhr: Konzert der Katholischen Kirchenmusik Hirschhorn KKM im Schlosshof
Quelle: Neckartal-Nachrichten
Datum: 27.08.2019
Redakteur: Thomas Wilken
Wedekind-Stein erinnert an Revolutionsgefecht 1849 – Beitrag im Eberbach-Channel
cr) Am “Tag des offenen Denkmals” am 8. September wird auf Schloss Hirschhorn ein frisch restaurierter Gedenkstein enthüllt.
Die Stadt Hirschhorn, die “Freunde der Hirschhorner Altstadt” und der “Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum” laden zu der Zeremonie mit Rahmenprogramm ein.
Der “Tag des offenen Denkmals” sei im Hirschhorner Veranstaltungskalender eine feste Größe und werde immer mit einer besonderen Aktion begangen, berichteten Aloisia Sauer, Vorsitzende des Vereins “Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum”, Reiner Lange, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Hirschhorner Altstadt”, und Hirschhorns Bürgermeister Oliver Berthold am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms für die diesjährige Veranstaltung. Am 8. September will man im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Politik und der Bevölkerung den restaurierten Gedenkstein aus dem Jahr 1869, der an das letzte Gefecht zwischen Bundestruppen und der Hanauer Turnerwehr während der Revolution 1848/1849 und speziell an den damals irrtümlich erschossenen Ludwig Wedekind erinnert.
Es sei eines der Projekte des im August vergangenen Jahres verstorbenen Hirschhorner Stadthistorikers Dr. Ulrich Spiegelberg gewesen, das man nun umgesetzt habe, so Lange. Nach einer Burgführung, die um 11 Uhr im Schlossinnenhof beginnen soll, will man um 14 Uhr die symbolische Übergabe des Gedenksteins feiern. Dr. Rüdiger Lenz, Archivar der Stadt Eberbach und Beauftragter des Archivverbunds Neckartal/Odenwald, wird um 15.45 Uhr und um 16.45 Uhr einen Vortrag über die “Badische Revolution 1848/1849 und Auswirkung bis in die heutige Zeit” im Seminarraum unterhalb der Schlossterrasse halten. Um 17.30 Uhr beginnt ein Konzert der Katholischen Kirchenmusik im Schlosshof. Für die Bewirtung am Food-Truck ist gesorgt.
Das Museum ist an diesem Sonntag von 15 bis 17 Uhr, bei Interesse auch länger geöffnet.
Quelle: Eberbach-Channel
Datum: 24.08.2019
Redakteurin: Claudia Richter
Tag des Denkmals im Zeichen der Revolution – Bericht in der RNZ
Hirschhorn weiht im Gedenken an den 1849 bei Rückzugsgefechten erschossenen Leutnant Wedekind neuen Gedenkstein ein . Hoher Besuch vom Land
Hirschhorn. (MD) Am „Tag des offenen Denkmals“ gibt’s in Hirschhorn ein ganz besonderes Ereignis: Der restaurierte Wedekindstein beim Schloss wird am Sonntag, 8. September nebst neuer Inschriftentafel eingeweiht. Veranstaltet wird das Ganze von der Stadt, den Freunden
der Hirschhorner Altstadt und dem Freundeskreis Langbein’sche Sammlung und Heimatmuseum. Bürgermeister Oliver Berthold sowie die Vereinsvorsitzenden Reiner Lange und Aloisia Sauer stellten am Donnerstag im Rathaus das Programm vor und erläuterten die Hintergründe, die zur Aufstellung des Gedenksteins vor 150 Jahren geführt haben. Denn der Wedekindstein, zu dem man zu Fuß über den Aufstieg an der Klosterkirche findet, stellt neben dem Hambacher Schloss das einzige bauliche Denkmal zur Erinnerung an die badische
Revolution von 1848/49 dar. Dessen Restaurierung war eines der Projekte, die der Stadthistoriker Dr. Ulrich Spiegelberg „unbedingt noch realisiert“ haben wollte. Doch sein früher Tod im vergangenen August verhinderte dies. Im Gedenken und als Verpflichtung sahen sich die beiden Vereine und die Stadt in der Verantwortung. „Zwar waren der eigentliche Termin und die Jahrestage im Juni gewesen, doch aus organisatorischen und zeitlichen Gründen der Restaurierung, die ein Neckarsteinacher Steinmetz kompetent durchführte, war die Gedenkfeier
zu diesem Zeitpunkt nicht möglich“, erklärte Reiner Lange.
„Eines der letzten Kapitel der Revolution 1848/49 wurde in Hirschhorn geschrieben. 1848 hatten
die deutschen Fürsten dem Volksbegehren nach einem einheitlichen deutschen Staat mit einer
Verfassung nachgegeben und damit letztlich dem revolutionären Geist den Wind aus den Segeln genommen. Der ,Traum von der Freiheit‘ und einem deutschen Staat war gescheitert“, steht auf der Hinweistafel zu lesen. In dieser Krisensituation sei es zur Revolution in der Pfalz und in Baden gekommen, heißt es weiter. „Dort wurde die Republik ausgerufen, die sich nun gegen
die Staaten des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens zu verteidigen hatte“. In dem Text wird auch anschaulich dargestellt, dass im Rahmen der militärischen Ereignisse längs der Neckar-Odenwald-Linie eine Verteidigungsstellung gegen die heranrückenden
Preußen und Bundestruppen aufgebaut worden war. Die badischen Revolutionäre erhielten Unterstützung durch Hanauer und Heilbronner Turner. Das strategisch wichtige Hirschhorn als Ort eines möglichen Neckarübergangs wurde am 13. Juni 1849 von der 142 starken Hanauer Turnerwehr besetzt. Zwei Tage später kam es zu einem Gefecht mit den Bundestruppen. Nach einem Vorposten mit Kanonenbeschuss an der Schneidmühle erfolgte der Angriff auf die Burg. in der sich die Hanauer verschanzt hatten. Der war allerdings erfolglos und wurde abgebrochen, die Hanauer Turner verließen Hirschhorn am Morgen des 16. Juni und zogen sich ins benachbarte
Eberbach zurück. Beim Gefecht wurde Ludwig Wedekind von eigenen Leuten irrtümlich erschossen. „Friendly Fire“ würde man heute sagen“, so Reiner Lange. Die Kameraden vergaßen
ihn aber nicht und setzten 20 Jahre später einen Gedenkstein, der feierlich eingeweiht wurde.
Der Hanauer Turner Wilhelm Kämmerer, der auch in Hirschhorn gekämpft hatte, hielt damals die Gedenkrede. Seine Schlussworte „Bleibt treu den Grundsätzen der Freiheit und Humanität“ seien heute noch genauso aktuell wie damals, unterstrichen Lange und Sauer.
Umfangreich ist das für den 8. September vorgesehene Programm.
Um 11 Uhr beginnt eine kostenlose Burgführung. Die Feierstunde mit
symbolischer Übergabe des restaurierten Gedenksteins mit Hinweistafel an das Land Hessen, das Eigentümer der Liegenschaft ist, fängt in Begleitung von Parlamentarischem Staatssekretär Dr. Michael Meister um 14 Uhr an. Gleich zwei Mal, um 15. 45 und um 16.45 Uhr referiert Verbundarchivar Dr. Rüdiger Lenz bei kostenlosem Eintritt zum Thema „Badische Revolution 1848/49 und Auswirkungen bis in die heutige Zeit“. Die katholische Kirchenmusik gibt um 17.30
Uhr ein Konzert im Schlosshof. Auch das Langbein-Museum ist Tag geöffnet.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 24/25.08.2019
Redakteur: Markus Deschner
Ehrenbrief des Landes Hessen für Dieter Kluve – Bericht im Stadtanzeiger
Eine große Ehre wurde dem Hirschhorner Einwohner Dieter Kluve zu teil, er erhielt aus den Händen der Ersten Kreisbeigeordneten des Kreises Bergstraße Diana Stolz in der Mark-Twain-Stube des Rathauses den Ehrenbrief des Landes Hessen für sein tadelloses ehrenamtliches Engagement.
Dieter Kluve war aktives Gründungsmitglied des Vereins „Freunde der Hirschhorner Altstadt“, der sich am 24.05.1982 konstituierte. Dort bekundete er als ausübender Architekt ein starkes Interesse an diesem für die Stadt Hirschhorn wichtigen, zukunftsweisenden Projekt. Er brachte sich somit nachhaltig in die Gestaltung der Altstadt ein, indem er zehn Jahre im Fachbeirat Architektur aktiv war. Seit März 1993 ist Dieter Kluve im Vorstand des Vereins, vorwiegend als Beisitzer, tätig. Heute repräsentiert er den Verein bei Veranstaltungen bzw. öffentlichen Anlässen der unterschiedlichen Institutionen als auch bei den wichtigen Besuchen der Jubilare des Vereins.
Des Weiteren ernannte das Amtsgericht Fürth/Odw. Dieter Kluve am 23.12.1992 zum Ortsgerichtsschöffen. Dieses Amt übte er bis Ende des letzten Jahres über 25 Jahre lang aus. Er war somit ein vereidigter Ehrenbeamter auf dem Gebiet des Schätzungswesens. Auf Antrag eines Beteiligten oder auf Ersuchen einer Behörde muss er mit anderen Ortsgerichtsschöffen den Wert von Grundstücken oder beweglichen Sachen in Form einer Schätzungsurkunde werten.
Zu guter Letzt bekleidete Dieter Kluve von November 1973 bis Februar 1977 das Amt eines Stadtverordneten in der Hirschhorner Stadtverordnetenversammlung. Gleichzeitig betätigte er sich in dieser Zeit im damals bestehenden Sozialausschuss der Stadt Hirschhorn (Neckar).
Viele Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Weggefährten waren zu seinem Ehrentag gekommen und beglückwünschten Dieter Kluve für diese herausragenden Leistungen, dem sich Bürgermeister Oliver Berthold mit einem kleinen Präsent anschloss.
Quelle: Stadtanzeiger
Hirschhorn
Ausgabe: 18/2019
Neue alte Aufnahmen aus Hirschhorn – Bericht in der RNZ
Hirschhorner Altstadtfreunde legen den Kalender für 2019 vor – Stadt in Schwarzweiß diesmal aus dem Archiv von Rainer Mathes
Hirschhorn. Es gibt ihn wieder, den Hirschhorn Kalender zum an die Wand Hängen. In der seit 2011 siebten Auflage will er mit historischen Schwarzweiß Aufnahmen auch im neuen Jahr 2019 ins „Hirschhorn in vergangener Zeit“ entführen. Herausgeber der auf 300 limitierten Auflage sind wieder die „Freunde der Hirschhorner Altstadt“, die darin wie üblich zwölf – mit Deckblatt 13 – interessante Ansichten der Stadt und des städtischen Lebens in alten Tagen
versammelt haben. Bilder, die bei älteren Menschen vielleicht nostalgische Erinnerungen wecken, beim jüngeren Betrachter aber für manches Aha-Erlebnis gut sein dürften. Denn dass die „Neckarperle“, wie wir sie heute kennen, wirklich mal so ausgesehen haben soll, ist zum Staunen. Am Samstag ist Verkaufsstart, Vereinsvorsitzender Reiner Lange hat vorab mit uns im neuen Kalender geblättert. Dass die Motivwahl für 2019 erneut auf Stadtaufnahmen fallen würde, sei schon in der Ideenfindungsphase klar gewesen, sagt Lange: „Die finden einfach den meisten Zuspruch“. Und das passende Fotomaterial dafür fand sich diesmal im Archiv von Rainer Mathes. Auch Mathes gehört den Altstadtfreunden an, die ihre Aufgabe darin sehen, überall da nach dem Rechten zu sehen und anzupacken, wo das historische Zentrum von Hirschhorn durch ehrenamtlichen Einsatz erlebbarer werden kann. Ob Geländer einen frischen Anstrich brauchen, man ein Baudenkmal wie den Mitteltorturm mit neuem Leben erfüllen oder die
Klosterkirche des nachts hell erleuchten will: die Altstadtfreunde kümmern sich. Mit seinen Kalendern, deren Verkaufserlös „wieder zurück in die Altstadt fließt“ , wolle der Verein bei denen, die sich für den Ort interessieren, auf sich aufmerksam machen, so der Vorsitzende. Lange kennt Rainer Mathes als einen Top-Amateurfotografen mit beachtlichem Archiv. Sein Bildmaterial wurde seit Mitte des Jahres von einem wechselnd besetzten Arbeitskreis gesichtet. Brauchbar für das Kalenderprojekt war am Ende nur ein kleiner Teil der historischen Motive, denn sie mussten sich technisch ja auch aufarbeiten lassen. Eine Aufgabe, bei der sich die Altstadtfreunde auf die Unterstützung von Andreas Heck vom Stadtanzeiger verlassen durften. Aber dafür sind jetzt schöne Funde in hoher Wiedergabequalität darunter. Das Titelblatt zum Beispiel. Es zeigt den Freien Platz in den 1960er-Jahren mit einem Kriegerdenkmal von 1870171 in der Mitte. Der Landwehrmann mit Pickelhaube wurde bei der Umgestaltung des Platzes vom Sockel gestürzt und „entsorgt“, weiß Reiner Lange.
Im Kiosk „Frau Ernst“ im Hintergrund „gab’s auf drei Quadratmetern alles, vom Angelhaken bis zum Eis!“ Oder die Luftaufnahme der Neckarbrücke von vor 1948, mit damals nur einer Schleusenkammer. Entlang der Stadtmauer lagern Baumstämme auf dem Lauer, weiter unterhalb ein Schiff mit Cafe und Hotelbetrieb, bekannt als „schwimmendes Gasthaus“. Dass auf dem Lauer damals auch Kerwe gefeiert wurde, zeigt eine Ansicht aus den 1930 er-Jahren.
Info: Verkaufsstart Sa, 11-13 Uhr, Terrasse
am Rathaus; Verkaufsstellen danach:
örtliche Kreditinstitute, Teeladen,
Cafe im Rathaus, „Beim Ätsche“.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 16.11.2018
Redakteurin: Jutta Biener-Drews
Lebenszeichen und Protest – Bericht in der RNZ
Das Kreuz in Theologie und Kunst war Thema in der katholischen Pfarrkirche
Hirschhorn. Die Katholische Kirche kennt Feste, von denen sich vermutlich nur die wenigsten auch allgemeiner Bekanntheit erfreuen. Das Fest Kreuzerhöhung zum Beispiel. Es wird am 14. September gefeiert – jenem Tag, als im vierten Jahrhundert nach Christus Kaiser Konstantin eine Basilika über dem Heiligen Grab in Jerusalem einweihte und dabei das Kreuz Christi hoch erhoben den Gläubigen zur Verehrung zeigte. Seitdem ist das Kreuz das Zeichen der Christen, sagte Pfarrer Udo Mayer an diesem Festtag, es war der letzte Freitag, abends in der Pfarrkirche Maria Immaculata. Hier bot sich Gelegenheit, sich dem auf eine ebenso ausgefallene wie lebendige Weise zu nähern. Die Kirchengemeinde und die „Freunde der Hirschhorner Altstadt“ veranstalteten einen von Künstler Ludwig Schmeisser konzipierten Dialog, in dem es um das Zeichen des Kreuzes in Theologie und Kunst ging. Und um die zugrunde liegende Frage: Was war uns dieses Kreuz über die Jahrhunderte – und was ist es uns heute?
Ludwig Schmeisser und Geistlicher Rat Udo Mayer, die sich hier an der Kanzel gegenübertraten, üben sich in dieser
Form der offenen Auseinandersetzung schon jahrzehntelang. Denn beide haben ihre Fachgebiete früher am Bunsen Gymnasium in Heidelberg unterrichtet, erklärt Schmeisser auf Nachfrage. Schmeissers zeitgenössisch -künstlerischer
Beitrag zum Kreuzes-Dialog waren drei von den Patres Linto und Joshy ausgewählte Bildwerke. Ausgestellt vor
den Altären, ließen sich an ihnen die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Geistlichkeit und Künstler und
„grundlegende Gedanken zum 20. Jahrhundert“ formulieren.
Über hundert Personen füllten die Pfarrkirche bei diesem besonderen Gottesdienst, schätzt Schmeisser, „fast wie
an Weihnachten!“ Und: „Der Gesprächsbedarf über diese Thematik ist spürbar“. Auch im Anschluss daran im von den
Ehepaaren Schölch und Kittel organisierten Kirchencafe im Zelt, in lockerer Atmosphäre, und später dann bei der Kunstausstellung im Mitteltorturm, der für gewöhnlich nur an besonderen Tagen zugänglich ist. Erfreut stellte
Schmeisser überall lebhaftes Interesse fest.
„Von Anfang an ist das Zeichen des Kreuzes ein Ärgernis“, machte Udo Mayer in seiner Predigt deutlich. Und spannte
einen Bogen durch die Jahrhunderte, der beim gegen die ersten Christen gerichteten Spötterbild begann und bis in
unsere Tage reichte, wo man dem Kreuz je nachdem mit Unverständnis (warum hängen wir nicht lieber Bilder des Auferstandenen, statt des Leidenden auf ?) oder verharmlosend begegne, oder es als kulturkämpferisches Symbol zur Verteidigung des Abendlands gegen die Islamisierung instrumentalisiere. Mayer hält dagegen: „Das Kreuz ist Zeichen des Protests gegen Sünde, Gewalt, Ungerechtigkeit und Tod, kein Zeichen nationaler Identität“.
Als Siegeszeichen beim frühen Fest der Kreuzerhöhung, als Zeichen der Majestät Christi in der Romanik, des Schmerzensmanns in der Gotik bis zum makellos Schönen, in dem die Renaissance das Zeichen der Göttlichkeit erblickte: der Geistliche zeichnete die Blickweisen bis ins 20. Jahrhundert nach, wo er bei den Gläubigen eine Sehnsucht nach dem „solidarischen Jesus“ ausmacht, der „den Menschen gleich wurde“. Und er kommt zu dem Schluss: Jedes dieser Bilder hat seine Richtigkeit, denn Jesu “ Gottsein, aber auch sein Menschsein können wir nicht in einem einzigen Bild ausdrücken“ .
Die theologische Sichtweise kommt bei ihm auch im Blick auf Ludwig Schmeissers Bildwerke zum Tragen. Mayer
deutet deren Farben symbolisch, erkennt in Rot, Grün, Schwarz, Weiß Gewalt, Liebe, Hoffnung, Tod, Leben Auferstehung; wo er Unruhe und Bewegung spürt, stellt sich ihm die Frage, ob da ein Mensch zu sehen ist, der „sein Kreuz, sein Leid, die Dunkelheit des Lebens fliehen möchte?“
Schmeissers Arbeiten sind Assemblagen, also plastische, aus unterschiedlichen Einzelteilen und Materialien gefertigte
Gebilde mit überraschender Gesamtwirkung, wie er selbst diese Formensprache erklärt. Sich in einer neuen, die Vielfalt des Überkommenen widerspiegelnden Formensprache auszudrücken, „eröffnet dem Künstler ganz neue
Gestaltungsmöglichkeiten „. Dies entspreche der grundlegend geänderten Situation des Künstlers in der Moderne.
Denn: Es ist die individuelle Persönlichkeit, die die Inhalte seiner Arbeiten heute präge – auch bei religiösen Themen.
„Der Künstler ist sein eigener Auftraggeber“. So wie Schmeisser selbst seine „Gebilde“ beschreibt, ist es am Ende Sache des Betrachters, wie er diese interpretiert. Er als Künstler liefere Kompositionen, deren es am Ende Sache des Betrachters, deren Einzelteile „ganz unterschiedliche Geschichten erzählen“, mit vielschichtigen „inhaltlichen etwa, diesem Relief aus gesammelten Fundstücken: Schwemmholz, verschieden bearbeitete Holzplatten, darunter das Brett einer russischen Munitionskiste, das an der Atlantikküste angespült wurde. Schmeisser selbst sieht in diesem Kreuz ein Symbol des Lebens.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung,
Region Eberbach
Datum: 17.09.2018
Redakteur: Jutta Biener-Drews